Nach unserer Rückkehr empfing man uns zur Stärkung in der Sportjugend gleich wieder Café und Kuchen.
Bei dem schönen Wetter haben wir dann draußen noch Menschen „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt, mit uns selbst als Spielsteinen und einem entsprechend großen Spielfeld im Hof der Sportjugend.
Im Anschluss an das Abendessen trafen wir uns zur offiziellen Eröffnungsrunde im Seminarraum. Die neuen Gesichter konnten sich nun vorstellen und auch die anderen mit ihren Lebens- und Nierengeschichten kennen lernen. Der rege Austausch mündete dann in ein gemütliches abendliches Beisammensein mit vielen anregenden Gesprächen im Gemeinschaftsraum.
Nach dem ausgiebigen Frühstück am Freitagmorgen stand der Vormittag ganz im Zeichen der Vorträge rund um das Thema Sport und Bewegung.
Peter Kreilkamp, selbst Dialysepatient und Vorstandsmitglied im TransDia Sport Deutschland e.V., gab uns eine ordentliche Portion Motivation mit, mit seinem Credo: „Und immer wieder: Körperliche Aktivität als bestes Rezept“.
Er startete seinen Vortrag mit einem Rückblick auf die Aktivitäten von TransDia in diesem Jahr. Neben dem „Organspende-Lauf 2019“ gab es in diesem Jahr auch die „40. Deutsche Meisterschaften für Transplantierte und Dialysepatienten“ vom 30. Mai bis 1. Juni 2019 in Murr. Auch wenn der Titel „Meisterschaften“ sich sehr hochtrabend anhört, eigentlich ist es eine Art Sportfest, an dem jeder Transplantierte oder Dialysepatient teilnehmen kann. Es ist so zu sagen eine große emotionale Feier für das zweite Leben im Zeichen des Sports. Außerdem gab es die „Radtour pro Organspende 2019“ sowie die „World Transplant Games Newcastle 2019“.
Es folgte ein Ausblick auf in 2020 anstehende Termine wie die „Deutsche Meisterschaften 2020“ vom 21.- 24. Mai 2020 in Kastellaun/ Hunsrück, die „Radtour pro Organspende 2020“ vom 18.- 26. 2020 Juli 2020 von Bad Tölz nach Heilbronn und die „European Transplant & Dialysis Sports Championships“ vom 2. – 9. August 2020 in Dublin.
Nun folgte eine Portion alte Weisheit, denn schon der alte Hippokrates wusste: „Alle Teile des Körpers, die zu einer Funktion bestimmt sind, bleiben gesund, wachsen und haben ein gutes Altern, wenn sie mit Maß gebraucht werden. Wenn man sie aber nicht braucht, neigen sie eher zu Krankheiten, nehmen nicht zu und altern vorzeitig.“
Die heutige Wissenschaft sagt: Es ist nie zu spät mit der Bewegung anzufangen!
Und auch die Presse ermuntert uns: Auch Gartenarbeit und Treppenseiten zählen schon als Training.
Peter gab uns auch einige Tipps, wie wir die richtige Sportart für uns finden können und wie wir den inneren Schweinehund überwinden können. Denn wie schon Kneipp sagte: „Gesundheit bekommt man nicht im Handel sondern durch den Lebenswandel.“
Fazit: Arzneimittel des Jahres ist Bewegung und das tollste an diesem Arzneimittel ist, es hat nur positive Wirkungen!
Dr. Rawer, Nephrologe aus Wetzlar, referierte zum Thema „Sport und Nierenerkrankungen“. Gleich zum Einstieg stellte er die Frage: „Muss ich wegen meiner Nierenerkrankung auf Sport verzichten?“ und beantwortete sie gleich selbst vehement mit „Nein!“. Und das war schon die eigentliche Kernbotschaft, die er uns im Folgenden dann noch näher erläuterte und mit zahlreichen Fakten und Anekdoten ausschmückte.
Da wir von der Evolution her Jäger und Sammler sind, sind wir eigentlich auf Bewegung ausgelegt. Was bringt uns also der Sport? Mehr Muskeln, weniger Fett, ein stärkeres Herz, gerade bei Herzkranken, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sport verbessert auch den Blutdruck. Das Training der Gefäße durch den Sport mit den anschließenden Entspannungsphasen ist besonderes wichtig bei Dialysepatienten.
Nierenpatienten haben ein höheres Frakturrisiko, Knochen sind wie Muskeln, ohne Anstrengungen bauen sie ab, Knochen werden stabiler durch Training.
Also auch aus nephrologischer Sicht ist Sport ein besonderes tolles Medikament!
Martina Meyer, Angehörige eines Dialysepatienten und Heilpraktikerin aus dem Rheinland, berichtet uns im Anschluss über Proteine und ihre Wirkung im Körper.
Proteine sind grundlegend, das heißt vorrangig im Körper. Haben wir sie nicht, nutzt alles andere nichts. Eiweiße sind der Stoff aus dem Körperzellen, Enzyme und Hormone gemacht sind. Dialysepatienten sollten ca. 1,2 g Eiweiß pro kg Gewicht zuführen. Eiweiße bestehen aus mehreren Aminosäuren. Sollte das Eiweiß im Körper knapp werden, fängt der Körper an Muskelmasse abzubauen um neue Aminosäuren freizusetzten. Ein fataler Kreislauf beginnt. Was wir tun können um genügend und die richtigen Aminosäuren zu uns zu nehmen erläutert uns Martina in ihrem spannenden Vortrag.
Nach dem Mittagessen war wieder aktiv Sport angesagt: Mit Carina Reuschling und ihrer Rückenschule in der großen Sporthalle. Zu fetziger Musik brachte sie uns in Bewegung und zeigte uns Muskeln, von denen wir gar nicht wussten, dass es sie gibt. Aber nach einer Stunde spürten wir sie und dass noch das ganze restliche Wochenende!
Dann ging es für einen Teil der Gruppe an die Dialyse in Wetzlar, die anderen hatten noch Zeit für weitere sportliche Aktivitäten wie eine Wanderung oder Crossboccia, bis es dann für die zum Abendessen ging und zum Ausklang des Abends im Gemeinschaftsraum.
Nach dem Frühstück am Samstagmorgen ging es für uns alle in die große Sporthalle des Jugendsportheims mit ihren vielfältigen Möglichkeiten.
Wer wollte, konnte eine Einführung in das Klettern an der Kletterwand erhalten. In zwei Gruppen wurden wir von einem erfahrenden Trainer in die Sicherung und die Grundlagen des Kletterns an der Kletterwand eingewiesen und konnten uns dann an der großen Kletterwand in der Halle versuchen. Einigen fiel es sehr leicht und sie kletterten flugs gleich bis unter die Decke, um dann gleich wieder neue Routen auszuprobieren. Andere fragten sich wie man bei so wenigen kleinen Tritten und Griffen da nur hoch kommt... Aber allen hat es Spaß gemacht, mal etwas ganz anders auszuprobieren.
Wer nicht klettern wollte spielte Badminton oder Tischtennis, oder probierte seine Geschicklichkeit und sein Gleichgewicht an den Pedalos aus. So verging der Vormittag wie im Fluge.
Nach dem Mittagessen konnten wir die Halle noch weiter nutzen und spielten nun noch weiter Badminton oder Tischtennis ganz nach Gusto.
Nach dem Cafe spielten einige noch Crossboccia rund um das Gelände um das Jugendsportheim, andere ruhten sich einfach mal aus, um zum abendlichen Grillen wieder fit zu sein.
Am Sonntagmorgen war uns dann das Wetter leider nicht weiter hold, es fing an zu regnen, so dass das eigentlich für nach dem Frühstück geplante Minigolf Tournier sprichwörtlich ins Wasser fiel. Daher trafen wir uns etwas früher zum Austausch und zur Abschlussrunde im Seminarraum, um das Wochenende noch einmal zu reflektieren, Kontakte zu intensivieren und Wünsche und Ideen für das nächste Sportseminar im September 2020 zu sammeln, auf das wir uns alle freuen!
Save the Date: Das Sportseminar wird auch im Jahr 2020 wieder in Wetzlar stattfinden, das Datum steht schon fest: 10. – 13. 09.2020!